• Lebenslauf

    „Sie müssen sich zwischen Krankenbett oder Wissenschaft entscheiden.“ Sagt sein Lehrer Univ.-Prof. Dr. Dr. Spitzy zu ihm, als der junge Dr. Margula überlegte entweder an der Wiener Universitätsklinik eine Ausbildung zum Facharzt zu machen oder im Wiener Sophienspital den „Turnus“ zu machen und danach eine eigene Praxis zu eröffnen.

    Dr. Spitzy ist ein beeindruckender Mann. Er hatte parallel zur Medizin Maschinenbau studiert und nahm später – mit 71 Jahren – ein Philosophiestudium auf und promo­vierte mit 78 Jahren bei Peter Kampits an der Wiener Universität.

    „Mein Philosophieren hat den Sinn“, sagte er, „den Ärzten verständlich zu machen, dass es noch mehr als den naturwissenschaftlichen Weg in der Heilkunde gibt.“

    Foto: Prof. Dr. Dr. K.H. Spitzy  Credit:http://www.antibiotikamonitor.at/3_00/3_00_1.htm

  • Ein Hausarzt

    Dr. Margula entscheidet sich für die eigene „Ordination“, wie man in Wien sagt. Er eröffnet eine Hausarzt-Praxis in der Führichgasse. Er liebt die Vielfalt seines Berufes: Nicht ein einzelnes Fach, sondern die Medizin in ihrer ganzen Breite zu überblicken, begeisterte den leidenschaftlichen Diagnostiker.

    Während seiner Ausbildung in Wiener Gemeindespitälern, wenn es ab Mittag still wurde und nach dem Mittagstisch noch keiner der Ärzte sich blicken ließ, hatte er die Abteilungen besucht und an den „besonderen Fällen“ gelernt.

    Als Hausarzt ist er einen beträchtlichen Teil der Zeit treppauf und treppab unterwegs – erhält Einblick in alle sozialen Schichten und hat Erkrankungen jeder Art zu vergegenwärtigen.

    Wilhelm Margula wollte, seit er 14 Jahre alt gewesen war, Arzt werden. Dieses Ziel sollte er durch einen Umweg erreichen.

    Im Realgymnasium ist er von der Mathematik fasziniert und darf nach langem Bitten auf eine Privatschule wechseln. Als er in der HAK statt reiner Mathematik eher trockene Buchhaltung und Betriebskunde findet und wieder zurück an seine alte Schule will, wird ihm das vom Elternhaus nicht mehr zugestanden. Eine Konsequenz, für die er heute dankbar ist.

    Nach der Reifeprüfung steht er im elterlichen Laden, er holt nebenbei das Latinum nach, erweitert seine kommerzialistische Matura und erhält die Zulassung zum Medizinstudium an der Universität Wien, wo er 1976 promoviert.

    Foto: Sophienspital  Credit: https://www.gesundheit.gv.at/service/gesundheitssuche/krankenhaussuche/details/923

  • Das Ärzteheim

    Aufgrund seiner wirtschaftlichen Ausbildung wird er 1981 als praktischer Arzt in das von Dr. Antoine gegründete „Ärzteheim“ im 10. Bezirk bestellt.

    80 Appartemens stehen einer Bettenstation von nur rund zehn Betten gegenüber. Hier ist eine Lösung gefragt, denn diese kleine Bettenstation lässt das Heim unwirtschaftlich werden. Als ärztlicher Leiter ist Dr. Margula Pionier einer gesamtheitlichen Sicht – die soziale, sozialökonomische, ja stadtplanerische und nicht allein medizinische Aspekte einbezieht. Moderne Pflege in einem menschlichen Umfeld – in einem bald auch wirtschaftlich geführten Heim – ist so möglich geworden.

    „Die Gesellschaft muss sich entscheiden, wie sie mit dem Alter und den Alten umgehen will, sie abschieben, verstecken, isolieren oder in der Mitte der Gesellschaft von ihrer Erfahrung profitieren. Sich auch dem Tabu des Sterbens und des Todes stellen.“, sagt Dr. Margula, „Reden wir darüber.“

    Denn diese Tabuisierung schadet jedem Einzelnen. Sie lässt unvorbereitet. Sie erschwert die Vorsorge, verhindert Selbstbestimmung. Letztendlich erschwert sie das Zulassen und auch das Loslassen.

    Foto: Ärzteheim Wien Credit: http://www.foqus.at/index.php?id=73

  • Medizin 2000

    Das geriatrische Know-how des Dr. Margula entspringt der direkten Arbeit mit den Patienten. In den 1980er Jahren wird von der österreichischen Gesellschaft für Geriatrie und Gerontologie eine Arbeitsgruppe eingerichtet, die für den damaligen Gesundheitsstadtrat Dr. Alois Stacher einen Beitrag zu „Wiener Medizin 2000“ erstellen soll.

    Unter der Leitung von Univ. Prof. Dr. Karl Heinz Tragl erarbeitet diese Arbeitsgruppe, zu der auch Dr. Margula gehört, Zielsetzungen für „Wiener Medizin 2000“ aus geriatrischer Sicht.

    Letztendlich sollte die Umsetzung einer der Hauptforderungen auch nicht im Visionsjahr 2000, sondern nochmals viele Jahre später, erst im Jahr 2012, mit dem ersten Lehrstuhl für Geriatrie an der Universität Wien erfolgen.

    Foto: Gesundheitsstadtrat Dr. A. Stacher  Credit: https://www.pressetext.com/news/20051003008

  • Wien schließt auf

    Fast 20 Jahre hat Dr. Margula schon im geriatrischen Bereich gearbeitet, als eine Zusatzausbildung als Geriater möglich wurde. Er erhielt das ÖÄK Diplom Geriatrie 1999 verliehen, nachdem er sich das Fach also nochmals erklären ließ. Die Gerontologie kam dazu – in Vorlesungen an der Veterinärmedizinischen Universität. Aber keine Frage, man begann jetzt auch in Österreich, zur internationalen Geriatrie aufzuschließen.

  • Ein Jahr Jerusalem

    Viele Fragestellungen sind neu und unerforscht. Im „Ärzteheim“ macht Dr. Margula die Erfahrung, wie wertvoll es ist, wenn kranke, bettlägerige und gesunde alte Menschen zusammen leben. Gegenseitige Hilfe und Unterstützung bestimmen einen Sinn stiftenden Tagesablauf.

    Dieses moderne Konzept setzt er in einem Auslandsjahr 1986/87 in Israel um. Jerusalem hatte gerade eine Geriatrie an der Universität etabliert. Es gab aber noch keine Fachärzte, die den Studiengang absolviert hatten.

    Hier wurde Dr. Margula also temporär gebraucht, er sagte zu, übersiedelte mit seiner Familie und war ärztlicher Leiter eines 300-Betten-Hauses.

  • Die eigene Klinik

    Seine wirtschaftliche Ausbildung, die Jahre als praktischer Arzt und die Erfahrung in der Geriatrie, die positiven Effekte aus einem Zusammenleben von Kranken und Gesunden, mobilen und bettlägerigen Patienten lassen ein Konzept reifen. Seine eigene Klinik entsteht.

    Mit Architekt Wolfgang Mitterecker werden alle Auflagen, Behördenverfahren und Plandetails unter einen Hut gebracht und vis-à-vis der Wallfahrts-Kirche Maria Lanzendorf eröffnete 1989 die Krankenanstalt für chronisch Kranke „Residenz & Medizin“.

    Foto: Pflegezentrum Maria Lanzendorf  Credit: http://www.noeheime.at/heime/moedling/pflegezentrum-ma-lanzendorf.html

  • Maria Lanzendorf

    Etwa zur gleichen Zeit fasst die Hospizbewegung in Österreich Fuß. Dr. Margula will jedoch weder „Hotelier“ mit einem Pflegeheim sein (wie es Liese Prokop empfiehlt), noch ein separiertes Haus „zum Sterben“. Weil Hoffnung zu Lebensqualität gehört.

    In der Krankenanstalt für chronisch Kranke setzt Dr. Margula schon damals geriatrische Rehabilitation ein. So waren die Erfolge, dass sogenannte „Pflegefälle“ zwar „zum Sterben“ gebracht wurden, aber viele von ihnen wieder nach Hause zurückkehrten und selbstständig in der eigenen Wohnung sein konnten.

    „Niemand“, sagt Dr. Margula „war hier unglücklich“. Gewiss sind hier Menschen auch verstorben, aber begleitet mit palliativer Geriatrie. Sie durften ohne Angst und ohne Schmerzen „einschlafen“.

    Eine Frau kam tränenüberströmt zu Dr. Margula und berichtete: „Meine Mutter hat mir ein Leben lang nie gedankt. Und heute, als Sterbenskranke, hat sie danke gesagt, dass du mich hierher gebracht hast!“

    Maria Lanzendorf war eine mutige Pionierleistung. Es wäre möglich gewesen, schon damals die Weichen für ein neues Verständnis der Pflege und Palliativmedizin zu stellen.

    Tatsächlich wurden Dr. Margula jedoch bürokratische Erschwernisse statt Chancen bereitet, sodass er entschied

    „ich schließe die Krankenanstalt für chronisch Kranke“

    Er schloss die Klinik Residenz & Medizin im Jahr 1995 und führte seither wieder eine Praxis für Allgemeinmedizin – diesmal mit geriatrischem Schwerpunkt und entwickelte mit „Geriatrie daheim“ ein ärztliches Pflegekonzept. Zur Ergänzung seiner ärztlichen Tätigkeit kam eine Schularztstelle dazu.

    Ganz alt und ganz jung, das versteht sich seit jeher besonders gut: Und dieser Patientenkreis passt sehr gut zu einem „Hausarzt mit Leib und Seele“.

  • Gegenwärtig

    Selbst schon in einem Alter angekommen, wo es Zeit ist daran zu denken, dass jugendlicher Elan und Kräfte einmal weniger werden, suchte Margula auch sein eigenes Berufsleben auf künftige Jahre auszurichten. Als Geriater weiß er wie wichtig lebenslanges Lernen für den Geist ist. Jahrlange Gutachtertätigkeit – für die Sozialversicherer PVA, MA15, VA und BVA machte er Einstufungen nach dem Pflegegeldgesetz – brachte ihn im Jahr 2008 dazu, die Prüfung für Gerichtssachverständige abzulegen. Seither erstellt er als allgemein beeideter und gerichtlich zertifizierter Sachverständiger für Geriatrie, Palliativmedizin und für Pflegewesen auch Gutachten in gerichtlichem Auftrag. Handelsrecht, Steuerrecht, Bürgerliches Recht oder Arbeitsrecht sind Dr. Margula schon von seiner Schulzeit in der HAK bekannt, wo er gelernt hat mit Juristendeutsch umzugehen.

    Weil ihm sein Gesundheitszustand nicht erlaubt so viel Sport und Bewegung zu machen wie in seinem Alter für den Körper notwendig wäre, sitzt er viel vor seinem Schreibtisch und ist geistig produktiv. Er entwickelt medizin-rechtliche online-Anwendungen, für die User keine Vorkenntnisse benötigen.

    Nach Schließen der Ordination im Jahr 2015  setzt er heute seine Erfahrung als Berater und als Coach ein, und er gibt sein Wissen in Vorträgen an andere weiter. Im Dezember 2018 wurde seine Eintragung in die Liste der allgemein beeideten und gerichtlich zertifizierten Sachverständigen für das Fachgebiet 02.01 Allgemeinmedizin, insbesondere für Pflegewesen, Pflegegeldgesetz, Geriatrie und Palliativmedizin, bis 2023 verlängert.