Sterbevorsorge

Wir sind bereit an Dinge „danach“ zu denken. Wo und wie will ich begraben werden? Oder was tue ich, um meine Angehörigen damit nicht zu belasten? Wie schaffe ich es, dass meine Hinterbliebenen damit keinen finanziellen Aufwand haben werden? Dafür können wir auch mit einer Versicherung für Bestattungskosten oder Grabpflege vorsorgen.

Aber an den letzten Teil des Lebens – an Pflegebedürftigkeit wegen Kräftemangel, Bettlägerigkeit, Immobilität oder wegen Demenz – daran denken nur wenige Menschen, weil es dagegen vermeintlich keine Vorsorge gibt.

Und an das Sterben – den allerletzten Teil des Lebens – denkt überhaupt niemand gerne.

Sterbevorsorge treffen

Wer jetzt schon weiß, dass er dann nicht leiden möchte, und dann auch nicht künstlich am Leben erhalten werden will, um vielleicht noch jahre­lang darauf warten zu müssen, endlich sterben zu dürfen, der könnte dafür vorsorgen. Und zwar mit einer gut durch­dachten, richtig formulierten Patientenverfügung, deren Inhalt auch er selbst bereit ist umzusetzen und die er mit seinen Angehörigen besprochen hat. Er kann sich selbst damit Leiden ersparen und seine Angehörigen deutlich entlasten.

Weil niemand weiß, wann der letzte Teil des eigenen Lebens beginnen wird, ob infolge eines Unfalls, einer unheilbaren Krankheit oder erst im hohen Alter, sollte man sich zwar auch schon in jungen Jahren mit einer Patientenverfügung beschäftigen; aber es macht genauso Sinn – solange man geistig dazu noch in der Lage ist – auch noch im hohen Alter über eine Patientenverfügung nachzudenken.

Über einen lieben Angehörigen entscheiden müssen

Im Leben gibt es Momente, in denen Entscheidungen getroffen werden müssen, die nicht jedem leicht fallen. Ein solcher Moment ist immer dann, wenn für oder über einen lieben Angehörigen entschieden werden muss, weil zwar zu einer Operation oder einer anderen medizinischen Maßnah­me die Zustimmung erteilt werden muss, der Patient aber nicht mehr imstande ist seine Zustimmung selbst zu geben.

Dann gilt es abzuwägen, ob der natürlichen Entwicklung eines Gesundheitszustandes ohne Behandlung der Vorzug zu geben ist – vielleicht hin zum rascheren Lebensende aber mit mehr Lebensqualität z.B. durch weniger Schmerzen, oder aber ob für das medizinisch Machbare entschieden wird, wodurch das Lebensende hinausgezögert wird und das Leiden vielleicht um einige weitere Monate verlängert werden kann.

Entlastung

Um Angehörige nicht in die Lage zu bringen, die Entscheidung auf ihr Gewissen nehmen zu müssen, sollte man sich daher bereits in gesunden Tagen darüber Gedanken machen, was in der eigenen letzten Lebensphase geschehen soll. Eine eindeutige Patientenverfügung ist dann eine wertvolle Entlastung für die Familie. Diese komplexe Thematik beschreibt mein Patientenratgeber: Pflegefall? Nein, danke! – Mit der Patientenverfügung selbst entscheiden. (Facultas-Maudrich-Verlag, Wien, 2017).

Vorteile einer gut durchdachten Patientenverfügung

Man erspart sich damit womöglich jahrelang unnötig leiden zu müssen, man entlastet seine Angehörigen, indem nicht sie über mein Leben entscheiden müssen und nicht zuletzt schafft man mit einer Patientenverfügung Rechtssicherheit, um Ärzte und Angehörige vor Strafverfahren zu schützen.

Ein weiterer Vorteil der Patientenverfügung liegt darin, dass der Verfüger schon in gesunden Tagen überlegt und unbeeinflusst, ohne Stress zu seiner Entscheidung finden kann. Er formt, schärft und festigt beizeiten seinen Willen, sodass er auch bereit sein wird, solange er dazu noch imstande ist, selbst zu tun was er verfügt, dass später andere für ihn tun sollen. So nimmt er Dritten schwere Entscheidungen ab, und er sorgt auch dafür, dass Angehörige sich keine Gedanken um strafrechtliche Verfolgung (zB wegen Unterlassung von Hilfeleistung) machen müssen.

Kraft geben

Die gut durchdachte und rechtzeitig offen besprochene Patientenverfügung gewährleistet zudem, dass dann – wenn der Zeitpunkt gekommen sein wird – ausrei­chend Zeit für die wirklich wichtigen Dinge bleibt, z.B. dass  Angehörige – frei von Gewissenskonflikten – mit dem Sterbenden sein können, dass sie ihm Kraft geben können und ihn auf seinem letzten Schritt, aus dem Leben hin zum Tode, begleiten können.